Ralf Cuber

Sachverständiger für Medien- und Veranstaltungstechnik

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LED-Wand bei Materia-Konzert in Essen eingestürzt: 28 Verletzte

https://bilder.t-online.de/b/86/36/84/98/id_86368498/610/tid_da/ermittlungen-nach-dem-unglueck-in-essen-zwei-personen-wurden-schwer-verletzt-als-eine-led-wand-nahe-der-buehne-einstuerzte-.jpg

(Quelle: Marcel Kusch/dpa)

Liebe Leser,

diese Schlagzeile polarisiert!

Jeder „fachfremde“ Leser, der Veranstaltungen nur aus der Rolle des Besuchers kennt, wird bestimmt schnell auf der Palme sein. Wie kann das sein? 10 Jahre nach der Love-Parade in Duisburg wieder eine Veranstaltung im Ruhrgebiet mit Personenschaden?

Jawoll! Genau so stellt sich das dar.
Und die Frage nach dem „Warum genau?“ stellt sich kaum, denn wieder hat ein Veranstalter versagt. Wieder wurde gegen die Verkehrssicherungspflicht verstoßen. Die Leittragenden: Konzertbesucher!

Der gewiefte Fachmann wird natürlich weitere Fragen stellen:

  • Was sah das Sicherheitskonzept vor?
  • Sind die Vorzeichen (Wetterbericht) falsch oder gar nicht gedeutet worden?
  • Konnte eine Entfluchtung überhaupt (noch) durchgeführt werden?
  • Wurde die Befehlskette vor und nach dem Gewittersturm korrekt aufrecht und -eingehalten?
  • Wer hat das Sicherheitskonzept genehmigt?

Natürlich ist es kaum möglich, diese Fragen heute oder (wie der Fall Love Parade gezeigt hat) in Zukunft lückenlos zu beantworten. Die ersten Fakten erlauben den Schluss, dass spätestens gegen 20.40 Klarheit über die kommende Wettersituation bestanden hat und deshalb abgebrochen werden konnte/musste.

Und auch der Autor und Sachverständige erhebt schwere Vorwürfe und resümiert, dass hier katastrophale Fehlentscheidungen getroffen und das Leben von Besuchern auf´s Spiel gesetzt wurden. Da wird es auch keine argumentativen Erleichterungen geben, falls wir mehr Fakten wissen.
In letzter Zeit sind bereits viele Veranstaltungen aufgrund von schlechten Wetterprognosen abgesagt oder abgebrochen worden. Der eine oder andere mag finden, dass es manchmal unnötig war. Jetzt haben wir wohl den (für die Verletzten) „teuren“ Gegenbeweis.
Falls es in diesem Fall eine juristische Aufarbeitung geben sollte, dann besteht die Hoffnung auf einen anderen Ausgang als bei der Duisburger Parade vor 10 Jahren.

Hier einige Links zu ersten Bildern, Videos und Stellungnahmen:

https://www.swr3.de/aktuell/nachrichten/Heftiges-Gewitter-28-Konzertbesucher-in-Essen-verletzt/-/id=47428/did=5205118/tpkbny/index.html

 

Update (17.09.19):

Wie immer deutlicher wird, ist der technische Grund für das Auseinanderbrechen der Einzelteile der LED-Wand in der geräteinternen Halterung begründet. Die Verbindungen der Einzelmodule miteinander sind ausschließlich herstellereigen entwickelt und gebaut. Es wird allerdings gemutmaßt, dass Verstärkungen dieser Halterungen beim Aufbau nicht eingebaut wurden. Das wäre tatsächlich ein persönliches Versagen des Personals und/oder der Aufsicht.
Gleichzeitig wird deutlich: ohne die starken Windkräfte hätte auch die unverstärkte Halterung vermutlich gehalten; es könnte also immer noch um die Frage gehen, ob die Wetterwarnungen im Vorfeld ausreichend Beachtung erhielten.

Fakt ist mittlerweile auch, dass ein Sicherheitskonzept vorlag, das ein Veranstaltungsabbruch vor dem Eintreten der extremen Wettersituation vorsah. Ob das Sicherheitskonzept durch ein Anderes ersetzt oder tatsächlich einfach nicht umgesetzt wurde, bleibt zu beantworten.

 

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