Ralf Cuber

Sachverständiger für Medien- und Veranstaltungstechnik

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Und wieder: Wer hält was?

Und heute ein weiteres Kuriosum aus der Fortsetzungsreihe:   „Wer hält was?“

Eine Tower-Truss mit oppulenten Beschwerungen zur Fixierung ist nichts Neues. Vielleicht schon eher die liebevoll und passgenau gearbeiteten Betonformen, die man auf dem ersten Foto erkennen kann. Da der Tower ganzjährig outdoor steht, kann man die rustikale Beschwerung vielleicht nachvollziehen. Aber die Einschränkung kommt bereits beim zweiten Fuß – hier muss der Beton ausgegangen sein. Stattdessen wurde mit Pflastersteinen beschwert, um die für den Betonguß gedachten Formen zu füllen. Da kommt dem sachkundigen Betrachter schon ein Fragezeichen auf die runzelige Stirn, ob – mit Verlaub – für die Beschwerung eine individuelle Statik vorliegt.
Abe
r der Kern aller Fragen („Wer hält was?“) dreht sich um die gut sichtbaren Spanngurte. Sollen sie verhindern, dass sich die Traverse vom Boden löst und abhebt? Oder dient die Truss als Fixpunkt für den Ballast, der sonst in seine Bestandteile zerfallen könnte? Wer es genau weiß, bitte posten!
Nun hat aber der Konstrukteur dieser „Sicherung“ bestimmt übersehen, dass durch den Zug der Spanngurte eine unbestimmte Last auf die sensiblen Braces der Traverse wirkt. Und zwar genau an den Schweißpunkten, die beim Aluminium nun mal keinen Schwedenstahl enthalten. Kombiniert mit den Einwirkungen des Klimas (Temperatur, Feuchtigkeit, Wind) wird so die Haltbarkeit der Traverse konstant herabgesetzt. Die optische Erscheinung des Ganzen lässt erahnen, dass dieser Status schon länger vorherrschen muss.

Jetzt kommt noch das I-Tüpfelchen der Story: die Tower sind die Tragwerke für einen Outdoor-Klettergarten. Also das Fundament für eine Aktionsfläche von einigen bis vielen Menschen, die sich in größerer Höhe mit hohem dynamischen Gewichtseinsatz bewegen. Mir kommen bei diesen Betrachtungen erhebliche Bedenken für die Standsicherheit.
Ich frage mich: was könnte passieren, wenn die Gurte (z.B. durch Eingriff von Dritten – das Gelände ist öffentlich zugänglich) nicht mehr ihren fragwürdigen Dienst verrichten? Oder die Schweißnähte der Braces brechen, wenn das Material der Gurte sich wetterbedingt zusammen zieht?
Und wiederholt fällt mir ein Zitat des früheren Ausbilders ein:
„Die Qualität der Leiche bleibt die Gleiche“

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